#1

Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 17.07.2024 21:21
von Avivala • 2 Beiträge | 2 Punkte

Hallo, ich bin gerade so verzweifelt und fühle mich furchtbar allein.
Ich bin in der 10. Ssw schwanger – noch. Denn dass es kein lebendes Baby gibt wurde letzte Woche vermutet und heute bestätigt.

Es war ein furchtbares Hin und Her. Bei 7+ 0 der erste Ultraschall mit Fruchthöhle und Dottersack und Embryo ohne Herzschlag. Ein paar Tage bekam ich Zwischenblutungen, weil es Sonntag war, sind wir ins Krankenhaus. Fruchthöhle, Dottersack, Embryo nicht darstellbar. Bei 8 +1 wieder kein Embryo und meine Ärztin, die sagt, das wars und dann noch mal Blut abnimmt, um einschätzen zu können, ob ein natürlicher Abgang abwartbar ist. Und dann abends die SMS, der Wert sei hoch und gut, und sie würde jetzt doch die Hoffnung nicht aufgeben wollen.
Heute wieder Ultraschall. Kein Embryo, aber ein sehr großer Dottersack (über 1,2 cm). Bluttest ergibt, dass der HCG Wert bereits schnell sinkt.

Es ist die 5. Fehlgeburt in Folge in den letzten 12 Monaten. Und irgendwie habe ich das Gefühl, für meine Umgebung ist das schon "Standard". Mein Freund kommt mit meiner Laune nicht zurecht, meine Familie schickt traurige Smileys per WhatsApp gefolgt von fröhlichen Urlaubsschnappschüssen, selbst meine beste Freundin sendet wortwörtlich "Grüße" mit Foto von einem Konzert.

Und ich liege hier und habe seit Stunden eine Panikattacke nach der anderen. Übertreibe ich? Bin ich wirklich allein? Wie reagiere ich auf dieses Verhalten der anderen?
Ich bin so wütend und verletzt und weiß nicht, wie ich mich beruhigen soll.

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#2

RE: Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 17.07.2024 23:22
von Csillamar • 32 Beiträge | 32 Punkte

Hallo!
Es tut mir so leid, was Du gerade erleiden musst. 5 Fehlgeburten in 12 Monaten müssen unglaublich belastend sein. Ich hatte "nur" 3, aber ich erkenne mich in deiner Beschreibung so wieder. Wir kennen uns nicht, aber ich glaube, ich weiß ein bisschen wenigstens wie Du Dich fühlst.

Oft wird man nicht verstanden. Viele Menschen, gerade wenn sie es selbst nicht erlebt haben, können oder wollen nicht verstehen, wie tief diese Wunde geht. Jedes Mal. Wie aufreibend die Phase des Wartens und des Hin und Herd ist, und wie drastisch eine Fehlgeburt auch körperlich ist. Aber Du bist nicht allein. Gerade hier im Forum gibt es viel Verständnis, viel Unterstützung.
Ich kann auch Deine Wut absolut verstehen. Das sind tatsächlich keine hilfreichen Reaktionen. Du hättest mehr Hilfe verdient, mehr Mitgefühl und mehr Sensibilität...

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#3

RE: Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.07.2024 07:50
von Susanne • 4.752 Beiträge | 4770 Punkte

Hallo liebe Avivala, es tut mir ehrlich sein, dass Du schon so viel erleben musstest und dann noch ein Umfeld hast, was nicht richtig auf Dich und die Verluste reagiert. Das wichtigste, um gut mit Verlusten wie diesen zurecht zu kommen, ist ein empathisches Umfeld aus Partner, Familie und Freunden. Anderenfalls können sich aus der Trauer krankhafte Zustände wie Depressionen, Ängste oder PTBS entwickeln. 5 Fehlgeburten sind viel und nicht zu bagatellisieren. Neben einer guten, gesunden Trauerarbeit sollte auf jeden Fall nun Diagnostik erfolgen. So viele Fehlgeburten in Folge können nicht mehr die Ursache "Pech" haben. Hast Du eine gute Ärztin/Arzt? Hast Du schon über eine geleitete Trauergruppe für Sternenkindmamas nachgedacht? Gibt s so etwas bei Euch? Der Austausch hier mit Frauen, die Dich verstehen und wo Du Dich nicht mehr alleine fühlen musst, wird dir sicher auch schon etwas helfen, hoffe ich. Schreiben und sich entlasten ist der erste Weg, um den Druck abzulassen. Hier darfst du alles lassen, was dich bewegt. Fühl Dich gedrückt, Susanne

P. S. https://www.fehlgeburt.info/die-trauer-p...chaft-und-neid/ Schau auch mal hier oder lass auch Deinen Partner mal lesen.
https://www.fehlgeburt.info/fuer-angehoe...on-betroffenen/


zuletzt bearbeitet 18.07.2024 07:53 | nach oben springen

#4

RE: Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.07.2024 08:31
von Avivala • 2 Beiträge | 2 Punkte

Danke für die netten Antworten. Es hilft mir sehr, dass ihr es nicht runterspielt, danke ❤️
Und vielen Dank für die Links und den Hinweis auf Trauergruppen, ich werde tatsächlich mal danach suchen, auch wenn in meinem Kopf ein kleines Monster sitzt und sagt, ich solle mich einfach zusammenreißen. Sind diese Gruppen nicht nur für Eltern, die ihr Kind nach der 20. Woche verloren haben? Ich weiß, wie blöd diese Frage klingt, aber ich muss sie trotzdem stellen. Ich habe das Gefühl, ich hab eine Platz in einer solchen Gruppe "nicht verdient", weil meine Babys keine "echten Kinder" waren (für mich waren sie das immer, aber für andere, die das von Außen betrachten?).

Zu deiner Frage mit der Diagnostik:
Wir sind in KiWu-Behandlung. Die ersten zwei Schwangerschaften/Fehlgeburten sind durch Insemniation entstanden. Die nächsten drei "spontan".
Eine genetische Abklärung hab ich gestern in die Wege geleitet. Gerinnung usw ist eigentlich alles schon im Kinderwunschzentrum erfolgt, aber ggf. gehe ich da noch mal in spezialisierte Kliniken, das bespreche ich noch mit meiner Ärztin.

Wir haben schon einen Sohn, er wird bald 4 und ist damals spontan nach 7 "Übungszyklen" und ohne jegliche Probleme in der Schwangerschaft entstanden. Er kam allerdings mit sekundärer Notsectio und ich schiebe ehrlich gesagt viel auf diese Narbe, auch wenn niemand mir etwas bestätigen kann. Wir versuchen es nun seit über zwei Jahren.

Die Blutungen starten gerade, zumindest war jetzt das erste Mal helles Blut am Klopapier.

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#5

RE: Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.07.2024 08:49
von Susanne • 4.752 Beiträge | 4770 Punkte

Auf keinen Fall solltest Du denken "stell dich nicht so an" , du hast alles recht zu trauern. Wenn man traurig ist, egal wegen was, ist das legitim. Das Gefühl ist da und möchte gesehen werden. Trauer verdient keinen Vergleich, jede Trauer steht für sich und ist berechtigt. Ich selber leite eine Trauergruppe, da ist jede Frau mit Verlust und jede Trauer, egal welche SSW, willkommen, und so ist bei bei allen anderen Gruppen auch.


zuletzt bearbeitet 18.07.2024 08:54 | nach oben springen

#6

RE: Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.07.2024 09:10
von Katrin • 509 Beiträge | 509 Punkte

Liebe Avivala,
es tut mir sehr leid, was du schon durchgemacht hast! Das ist sehr hart. Du hast jedes Recht zu trauern, egal wie klein oder groß deine Babys waren.
Auch ich habe mich nach der dritten Fehlgeburt vor einigen Wochen von vielen nicht ernst genommen gefühlt und habe jetzt zumindest gefühlt den Stempel "die hat eh dauernd Fehlgeburten, da muss man sich nicht weiter drum kümmern". Bei manchen hat mich das auch verletzt und meiner besten Freundin und meiner Schwester habe ich schließlich per Sprachnachricht kommuniziert wie enttäuscht ich bin und wie es mir damit geht. Danach wurde es etwas besser.
Ich war neulich zum ersten Mal in so einer Trauergruppe. Da waren nur Frauen mit frühen Fehlgeburten. Und selbst wenn nicht dürfen wir doch traurig sein und uns Hilfe suchen!
Kannst du derzeit überhaupt für deinen Sohn dazusein und wie geht dein Partner damit um?
Mein Mann ist liebevoll und geduldig, aber häufig mit mir und meiner Trauer überfordert.
Jedenfalls übertreibst du nicht. Es ist einfach schlimm, was dir widerfahren ist und widerfährt. Du steckst ja noch mittendrin und es ist körperlich auch nicht easy. Überhaupt nach langem Versuchen, Insemination,...
Ich wünsche dir jedenfalls die Kraft, die du jetzt brauchst. Fühl dich gedrückt

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#7

RE: Ich fühle mich so allein

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.07.2024 10:44
von lou_vah • 1.091 Beiträge | 1091 Punkte

Liebe Avivala,
Erstmal ganz viel Mitgefühl für deine Situation!
Ich hatte nur eine Fehlgeburt und das hat mich schon total verändert und war für mich eine sehr schwere Zeit.
Ich habe ein halbes Jahr gebraucht um zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen und dann da hatte ich auch das Gefühl, ich solle doch gar nicht hier sein, alle anderen hatten ihr Kind tatsächlich nach der 20. verloren.
Und dann war es total schön, dass die anderen mir gezeigt haben, dass ich eine Berechtigung habe da zu sein, haben mit Taschentücher gegeben und gemeint es ist ok, dass ich weine. Eine hat auch erzählt, egal wie klein das Wesen ist wir tragen ab dem Moment, dass wir schwanger sind für immer Stammzellen der Kinder in uns.
Das schwierige ist bei frühen Fehlgeburten, dass es keine sichtbare Erinnerung anderer gibt, an dieses kleine Wesen.
Du hast ein Recht zu trauern und daneben steht ja auch noch die psychische Komponente bei 5 Fehlgeburten in einem Jahr!
Fühl dich gedrückt!

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