#1

Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 27.12.2020 20:34
von Caty91 • 3 Beiträge | 3 Punkte

Liebe Leidensgenossinnen,
ich bin zu diesem Forum gestoßen, da ich leider letzte Woche mein Baby in der 15. SSW (14+4) verloren habe. Wenn ich hier meine Geschichte von der Seele schreibe, hilft es mir vielleicht.
Zu meiner Vorgeschichte: Mein Mann und ich sind seit 12 Jahren ein Paar und davon 2 Jahre verheiratet. Bevor wir unseren Kinderwunsch nachgegangen sind, wollten wir uns beruflich weiterentwickeln. Im September war dann auch der Zeitpunkt gekommen und wir sind in die "aktiven" Planung übergegangen. Nachdem meine Zwillingsschwester im August eine wundervolle Tochter bekommen hat, konnte ich es auch kaum erwarten. Ich konnte mein Glück auch kaum fassen, nachdem ich bereits nach dem ersten Zyklus einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Da ich im nahen Bekannten- und Freundeskreis aber schon einige Fehlgeburten mitbekommen hatte, war ich zuerst sehr vorsichtig. Die ersten Frauenarzttermine waren auch sehr unauffällig und die Vorfreude wurde immer mehr. Bei einem normalen Kontrolltermin in der 14. SSW war auch noch alles gut. Das Baby hat sich bewegt und der Herzschlag war auch zu sehen. Nur die Woche wurde aufgrund meines späten ES (Zyklustag 21) zurückgestuft. Das passiert aber häufig, dachte ich ...
Die darauffolgende Woche war schwierig. Mein Vati kam ins Krankenhaus, nach ein paar Tagen auch auf die Intensivstation. Ich machte und mache mir solche Sorgen. Sein Zustand ist noch immer sehr kritisch. Am 17.12., Abends hatte ich dann ganz leichte Blutungen. Auch noch am 18.12., früh waren noch ganz leichte Blutungen da. Darauf machte ich mich mit meinem Mann auf den Weg zur Frauenarztin. Beim Ultraschall konnte ich es auch schon sehen ... die Schwangerschaft war nicht mehr intakt ... das Herz schlug nicht mehr und das Baby bewegte sich sicht mehr. Es war auch sehr eingekrümmt. Ich durfte meinen Mann hinzuholen, der aufgrund der momentanen Situation nicht gleich dabei sein konnte. Wir weinten und bekamen die Überweisung zur Ausschabung. Die Ärztin und die Schwester waren aber sehr einfühlsam.
In der Ambulanten Klinik angekommen, wurde nochmal der Tot des Babys nochmal festgestellt und ich bekam eine Überweisung ins Krankenhaus, da das Baby für eine Ausschabung schon zu groß sei. Bis dahin bin ich recht gefasst mit der Situation umgegangen. Aber ich sollte mich sofort in dem Krankenhaus anmelden, wo auch mein Vati auf der Intensivstation liegt. Da war es mit meiner Fassung vorbei. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation durfte und darf ich ihn leider nicht besuchen.
Im Krankenhaus wurde dann von der dritten Ärztin der Tot meines Babys festgestellt. Leider waren dort so viele glückliche Schwangere, dass die Situation kaum zu ertragen war. Ich kam auf die Station und bekam ein Einzelzimmer. Nachdem mein Mann mir Sachen bringen durfte, wurde mit der Einleitung begonnen ... aber es tat sich nichts ... 2 Tage lang. Mein Körper wollte das Baby noch nicht gehen lassen. Das Warten war unerträglich. Da es ja momentan Besucherverbot im Krankenhaus gibt, dürfte mein Mann mich in der Zeit auch nicht besuchen. Die Wartezeit habe ich mir mit FaceTimen und normale Telefonate mit meinem Mann und meiner Familie vertrieben. Die Hebammen und Schwestern auf Station waren glücklicherweise sehr einfühlsam.
Am 20.12. ging es dann plötzlich ganz schnell. Nachdem bei einem erneuten Ultraschall kein Baby mehr zu sehen war, wurde eine Nach-Kürretage gemacht und ich durfte wieder auf mein Zimmer und am nächsten Tag nach Hause. Bevor ich entlassen wurde, hatte ich noch ein Gespräch mit einer Psychologin und durfte auch mit ihr in die Richtung der Intensivstation gehen, so nah es momentan möglich ist, am Eingang zur Station.

Die ganze Situation mit der Fehlgeburt und mit der kritischen Situation mit meinem Vati belastet mich gerade sehr. Zum Glück unterstützt mich mein Mann und meine Familie sehr, ich möchte aber auch für meine Mutti stark sein, es gelingt mir aber nicht immer.

Auch der Kinderwunsch ist nach wie vor sehr groß und wir wollen es schnell wieder probieren, bei der jetzigen Situation ist mein Kopf aber natürlich voller anderer Gedanken.

Vielleicht hat jemand ähnliches durchgemacht und kann mir einen Rat geben. Meine Geschichte so zu aufzuschreiben, hilft mir auch schon etwas.

Liebe Grüße
Caty

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#2

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 27.12.2020 20:59
von Sternenmami (gelöscht)
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Liebe Caty,
Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Fühl Dich einfach umarmt und fühl Dich hier im Forum gut aufgehoben. Wir teilen alle das gleiche Schicksal und egal wann und wie es passiert, es tut einfach weh. Man kann es nicht schön reden.

Das einzige, was ich Dir für den Moment mitgeben kann, trauere wie es für Dich gut geht. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Lasst Euch nicht entmutigen und wenn Du bereit bist für einen neuen Versuch, wage ihn.

So wie ich es raus lese hast Du bedenken, ob die Situation mit Deinem Vater den Verlust ausgelöst hat. Korrigiere mich, falls ich da falsch liege.
Ich meine Nein. Ich hab selbst verschiedenste SSW hinter mir, von ruhig bis stressig, es hat leider keine gehalten.

Ich wünsche Dir viel Kraft und auch für Deinen Papa alles Gute und dass er wieder gesund nach Hause kommt. Diese Zeiten sind wahrlich herausfordernd.

Lg


Alles Liebe für Dich/Euch!
Mami von drei Sternenkindern
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#3

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 27.12.2020 21:00
von Susanne • 4.752 Beiträge | 4770 Punkte

Liebe Caty, herzlich willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust. Dein Schicksal ähnelt meinem. Ich habe auch mein Kind in der 16. Woche verloren, nachdem alles an sich in Ordnung war bis auf 2 Softmarker, die auf Trisomie 15 hinwiesen. Vermutlich hat sich das bewahrheitet und unser Junge verstarb daran. Wer weiss... Es kündigte sich ebenfalls mit Blutungen an, beim US war das Kind tot und zusammengekrümmt. Ich weiss noch wie gestern, wie ich völlig verzweifelt anfing zu heulen und es nicht fassen und wahrhaben konnte.
Habt Ihr Erinnerungen von Eurem Kind machen können, sei es ein letztes US Bild oder Fotos? Wichtig für die Trauerarbeit und Verarbeitung ist auch eine Verabschiedung. Gibt es zeitnah eine Bestattung?
Gute Besserung für Deinen Vater!!
Susanne


zuletzt bearbeitet 27.12.2020 21:01 | nach oben springen

#4

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 27.12.2020 21:02
von Cinou81 • 357 Beiträge | 359 Punkte

Liebe Caty

Es tut mir sehr leid, dass du dies auch durchleben musst... bei mir war es kurz vor Weihnachten 2019, in der genau gleichen SSW. Ohne Erklärung, ohne Befund.

Bei Interesse: hier der Link zu meiner Geschichte und den vielen hilfreichen und liebevollen Worte der Mädels hier:

Meine Sternchen Geschichte

Mir hat die Therapie viel Halt gegeben, ich haderte arg mit dem Schicksal, ich wähnte mich nach der 12. Woche auf der sicheren Seite. Und die Homöopathie (Bachblütenmischung Seelentröster, Gänseblümchen-Urtinktur), mein Mann und unser Sohnemann (damals 2-jährig). Das Forum hier und Austauch mit Gleichgesinnten half mir auch, man versteht sich und kann die Gefühle der anderen nachvollziehen. Ich habe mich verkrochen, war mit der Welt fertig, wollte keinen Kontakt nach aussen (viele wussten von der Schwangerschaft), daher war der Austausch hier für mich so wichtig und hilfreich.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit und dass ihr euch von eurem Sternchen noch verabschieden könnt.

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#5

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 28.12.2020 13:11
von Nicole • 30 Beiträge | 30 Punkte

Liebe Caty,

auch ich möchte Dir sagen, dass es mir sehr leid tut, was Dir passiert ist. Ich fühle mit Dir und Deinem Mann. Meine Fehlgeburt ist nun drei Monate her und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie schrecklich es war, auf dem Ultraschall zu sehen, dass das Baby nicht mehr lebt.
Ich hatte beim Lesen auch den Eindruck, dass Du denkst, dass die Sorgen, die Du Dir um machst, "Schuld" an der Fehlgeburt sind. Das sind sie sicherlich nicht! Auch Frauen, die völlig ohne Sorgen sind, verlieren ihre Babys, ebenso wie Frauen mit Sorgen gesunde Babys zur Welt bringen.

Ich kann auch nachvollziehen, dass Du für Deine Mutter stark sein möchtest und sie unterstützen möchtest. Sei aber bitte nicht zu streng zu Dir. Deine Mutter hat sicherlich Verständnis dafür, wenn Du auch Zeit für Dich und Deinen Verlust brauchst.

Fühl Dich gedrückt
Nicole

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#6

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 30.12.2020 20:47
von Caty91 • 3 Beiträge | 3 Punkte

Liebe Sternenmami, liebe Susanne, liebe Cinou, liebe Nicole,

vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich habe mir jetzt auch viele andere Geschichten durchgelesen und es tut mir auch für euch so Leid. Es sind so viele Leidensgeschichten.
Ich gebe mir auch nicht die Schuld an der FG, auch wenn zwischendurch meine Zweifel kommen. An den Sorgen um meinen Vater lag es nicht, das haben mir bisher auch alle Ärzte bestätigt. Anfang Januar habe ich einen Kontrolltermin bei meiner Frauenärztin, Sie hat dann eventuell auch ein Ergebnis von der Untersuchung des Babys.

LG Caty

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#7

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 31.12.2020 07:30
von Sweery • 21 Beiträge | 21 Punkte

Guten Morgen ihr Lieben,
ich habe vorgestern erfahren, dass das Herz meines Babys nicht mehr schlägt (11. SSW).
Meine Schwiegermutter konnte sich zum Glück um meinen 3-jährigen Sohn kümmern, sodass ich direkt ins Hospital gehen konnte. Aufgrund andauernder Blutungen wurde die Ausschabung an Ort und Stelle als Noteingriff vorgenommen.
Nachdem wir 13 ÜZ zum schwanger werden gebraucht haben sollte es so zu Ende gehen?
Ich kann es bis heute kaum glauben. Alles ist so unwirklich... Ich fühle mich so leer und nutzlos. Für meinen Sohn versuche ich stark zu sein, aber es gelingt mir nicht immer. Ich könnte den ganzen Tag weinend im Bett liegen, aber jeder sagt mir, dass das Leben weitergehen muss. Ich fühle mich so unverstanden.
Wann wird der Schmerz besser oder wird er es überhaupt?? Ich liege nun schon die 2. Nacht in Folge im Bett und frage mich, was ich hätte anders machen können?
Wie seid ihr mit dem Schmerz umgegangen? Ich weiß gerade nicht mehr weiter...

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#8

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 31.12.2020 07:39
von Susanne • 4.752 Beiträge | 4770 Punkte

Liebe Sweery, mein Mitgefühl für Deinen Verlust und herzlich Willkommen, ich antworte Dir weiter in dem Thread, den ich gerade als Deine eigene Geschichte verfasst habe. Bis gleich, Susanne

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#9

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 22.01.2021 12:50
von Caty91 • 3 Beiträge | 3 Punkte

Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen?

Wie ihr in meinem ersten Post lesen könnt, habe ich mein Baby am 20.12. in der 15. SSW verloren. Der Verlust fande ich schon schrecklich ... Nun muss ich aber noch einen viel schlimmeren Verlust verkraften. Wie ihr auch schon im ersten Post lesen könnt, war der Zustand meines Vaters zu dieser Zeit sehr kritisch. Nach vielen hoffen und bangen verlor mein Vati am 31.12. mit 59 Jahren den Kampf. Er ist am Corona-Virus gestorben, ohne wirkliche Vorerkrankungen. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Momentan sind mein Mann und ich auch für meine Mutti da und unterstützen sie sehr viel. Sie hat ihre große Liebe nach 43 wundervollen gemeinsamen Jahren verloren.

Meine zwei Schwestern können uns nur aus der Ferne unterstützen, da sie kleine Kinder haben und diese auch momentan rund um die Uhr betreuen müssen. Das verstehe ich selbstverständlich, macht meinen Schmerz um meine Fehlgeburt aber schlimmer. Schließlich kann ich nur so häufig bei meiner Mutti sein, da ich KEINE Kinder habe.

Außerdem ist mein Kinderwunsch trotz des ganzen Schmerzes noch sehr groß. Bin gerade hin und her gerissen, wann wir es wieder versuchen sollen.

War jemand von euch mal in einer ähnlichen schrecklichen Situation?

LG Caty

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#10

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 22.01.2021 13:28
von bella251 • 54 Beiträge | 54 Punkte

Liebe Caty,
mein herzliches Beileid für den Verlust deines Vaters. So hatte ich es noch nie.
Aber in meiner Schwiegerfamilie tritt das Li-Fraumeni-Syndrom auf und meine beiden "großen" Kinder sind davon betroffen.
Im Mai 2018 wurde bei Emerilla Leukämie diagnostiziert und Ende September 2020 bei Finn ein Neuroblastom, beide Kinder befinden sich zum Glück in Remission.
Das erste was mein Mann bei der Nachricht von erneuten Schwangerschaft gemacht hat, waren wieder Selbstvorwürfe, da er Überträger ist und sich für die Erkrankungen unserer Kinder verantwortlich fühlt. Nach der Geburt lassen wir das Baby so schnell wie möglich testen.
Ich schicke dir ein großes Kraftpaket.

Herzliche Grüße
Ina

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#11

RE: Fehlgeburt in schwierigen Zeiten

in Eure Geschichte 22.01.2021 20:57
von eligr710 • 1.800 Beiträge | 1804 Punkte

Liebe Caty,

Mein tiefstes Beileid für den Verlust deines Vaters. Es ist unfassbar ungerecht, dass dieser Virus das Leben so vielen guten Leuten beendet. Es tut mir auch leid, dass du dein Baby verloren hast. Ich hoffe, dass du deine Kraft für diese schwere Zeit finden kannst.

Ich war nie in so einer Situation...ich will es auch nicht behaupten, dass ich deine Situation verstehen kann. Ich hatte aber eine schwere Situation - 1 Woche vor meiner Hochzeit ist mein Opa gestorben. Meine Oma war so fertig, 50 Jahre verheiratet und mein Opa war noch relativ jung - 72. es hat mir so weh getan und ich dachte wie kann ich meine Hochzeit feiern...aber mein Opa konnte nicht mehr laufen und hat angefangen auch geistig abzubauen, ich bin seine einzige Enkelin und meinen Mann hat er auch sehr gemocht. Er hat sich sehr gefreut, dass wir heiraten und er wollte unsere Hochzeit erleben. Er wollte uns alle glücklich sehen und er wollte, dass wir die Zeit genießen. Es war der einzige Weg wie er dabei sein konnte und hat dann diese Welt verlassen. Wir haben die Hochzeit gefeiert und meinen Opa geehrt.

Nichts auf dieser Welt kann deinen Papa ersetzen...aber du solltest dich nicht schlecht fühlen, wenn dein Kinderwunsch groß ist und du doch probieren möchtest. Wenn ich es schreiben darf - ich denke dein Papa würde sich freuen, wenn du doch nochmal probieren möchtest und dabei glücklich bist.

Ich hoffe, dass du bald deinen Weg findest ☀️

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