Hallo zusammen,

ich bin neu hier und möchte meine Geschichte mit euch teilen. Im Mai dieses Jahres haben mein Mann und ich beschlossen, dass wir ein Kind möchten. Schon kurz darauf, Ende Juni, hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Anfangs lief alles gut: In der 6. Woche konnten wir einen positiven Herzschlag sehen, und die Entwicklung des Babys war vielversprechend. Ich hatte alle typischen Symptome – Müdigkeit, Übelkeit, Erschöpfung und konnte intensive Gerüche nicht ertragen. Sogar Kaffee, den ich immer geliebt habe, fand ich plötzlich widerlich.

In der 8. Schwangerschaftswoche bekam ich auf der Arbeit die erste Blutung und ging sofort ins Krankenhaus, wo mir gesagt wurde, dass alles in Ordnung sei. In der 9. Woche bemerkte ich erneut blutigen Schleim und wir fuhren wieder ins Krankenhaus, da mein Frauenarzt im Urlaub war. Auch diesmal wurde uns bestätigt, dass das Herz schlägt und die Entwicklung des Babys normal verläuft.

Gegen Ende der 9. Woche hatte ich eines Tages Schüttelfrost und Fieber (38,5 Grad), aber es hielt nicht lange an. Kurz darauf, in der 10. Woche, bekam ich in der Nacht erneut bräunliche Blutungen, und wir fuhren sofort ins Krankenhaus. Wieder hieß es, dass alles in Ordnung sei. Die Blutungen hielten jedoch an, und ich wurde angewiesen, sie weiter zu beobachten. Am nächsten Tag suchte ich die Vertretungsgynäkologin auf, die ebenfalls bestätigte, dass es dem Baby gut geht, und mir Progesteron verschrieb. Keiner der Ärzte konnte die Ursache der Blutungen erklären.

Dann kam der schlimmste Tag, 10+6. In der Nacht wachte ich mit starken Krämpfen auf und versuchte, eine Position zu finden, in der es nicht so weh tat, während ich auf den Morgen wartete. Meine Kraft ließ nach, und ich wurde immer blasser. Erneut fuhren wir ins Krankenhaus, die Krämpfe wurden unerträglich. Bei der Untersuchung stellte man fest, dass das Herz des Babys immer noch schlug, doch ich musste wegen der Schmerzen stationär bleiben. Ich erhielt Buscopan, aber die Schmerzen wurden immer heftiger und traten in Intervallen auf. Mein Partner war verzweifelt und wusste nicht, wie er mir helfen sollte.

Dann, im Krankenhausbett, kam es zum Ausstoß. Mein Partner holte sofort den Arzt, und ich wurde ausgeschabt.

Diese Erfahrung fühlte sich an wie ein Horrorfilm. Seitdem scheint mein Herz ständig zu schmerzen. Mein Appetit ist verschwunden, und ich muss mich zum Essen zwingen.

Liebe Grüße
Arzu

Danke, liebe Susanne. Gerne erzähle darüber mehr.
Nach der kleinen Geburt wurde ich im Bett untersucht; der Arzt schaute nach und sagte zunächst, dass er keine klare Struktur erkennen könne. Dann wurde ich im Rollstuhl ins Untersuchungszimmer gebracht. In diesem Moment wusste ich bereits, dass ich das Kind verloren hatte. Ich hatte keine Kraft, selbst nachzusehen, und bat die Krankenschwester um Hilfe.

Bei der Untersuchung wurde die Fehlgeburt bestätigt. Ohne eine Operation entfernte der Arzt noch mit Instrumenten die verbliebenen Reste und untersuchte mich anschließend vaginal. Der Arzt, der wahrscheinlich noch recht neu im Beruf war, weinte währenddessen mit mir zusammen. Alles in allem dauerte es vielleicht zehn Minuten. Danach brachte man mich auf mein Zimmer, und ich sollte eine Nacht zur Überwachung bleiben. Mein Mann durfte bei mir bleiben.

Körperlich fühlte ich mich danach vollkommen leer – keine Schmerzen, keine Symptome, alles war wie ausgelöscht. Ich bat meinen Mann, mir einen Tee zu bringen, was mir in dem Moment etwas half. Die ganze Nacht über konnte ich nicht schlafen. Es war mein erster stationärer Aufenthalt, was die Situation für mich noch schwieriger machte. Am nächsten Tag wurde ich von der Oberärztin untersucht, die mir bestätigte, dass keine weiteren Eingriffe nötig seien. So durfte ich mit leichten Blutungen nach Hause. Zwei Tage lang musste ich noch Cytocec einnehmen.

Es fällt mir schwer, wenn ich angerufen werde und meine Wunde erneut aufgerissen wird. Schreiben hilft mir da eher. Das Schlimmste ist das morgendliche Aufwachen und die erneute Konfrontation mit der Realität. Eine Reihe von Fragen schwirrt mir im Kopf herum, die alle unbeantwortet bleiben. In meinem bisherigen Leben hatte ich immer mit Problemen zu kämpfen, die man lösen oder beseitigen konnte. Doch diesmal konnte ich nichts tun, weil es nicht in meiner Macht lag, und dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das mich umgibt, raubt mir meine Energie.
Gibt es weitere unter euch die das Gefühl auch kennen?

Liebe Arzu,

das tut mir sehr leid! Diese absolute Horrorfahrt der Gefühle, dass der Ultraschall immer gut aussah und du dann so überwältigt wurdest mit der schmerzhaften Geburt und der schnellen Entscheidung zur OP im Anschluss.
Ich kann mir nur vorstellen, dass, so rasant wie das alles klingt, wenig Zeit für die so wichtige Aufklärung und keine Zeit für einen Abschied für dich und deinen Partner von eurem Kind war.
Es ist so schwer, diesen Verlust auszuhalten, das schwere Herz und dass die Welt sich einfach weiter dreht.
Bist du denn krank geschrieben und kannst dir Zeit für dich nehmen? Wie geht ihr als Paar damit um?
Ich denke an dich und wünsche euch viel Kraft!

Danke, liebe Lisarella. Genau so war es – ich hatte keine Zeit, Abschied zu nehmen. Im Nachhinein fühlt sich alles wie ein Filmriss an. Um das Erlebte zu verarbeiten, musste ich mich noch einmal zurückversetzen und versuchte, das Geschehen wie ein Puzzle in meinem Kopf zusammenzusetzen – vom Zimmer in den Untersuchungsraum und dann wieder zurück.

Es ist jetzt am Samstag passiert, und ich bin für die Woche krankgeschrieben. Trotzdem möchte ich am Montag wieder arbeiten, um mich abzulenken. Mein Partner konnte diese Woche im Homeoffice arbeiten, was mir unglaublich geholfen hat. Der Schmerz ist zwar noch da, aber ich erlaube mir, ihn zu fühlen.

Wir reden als Paar viel darüber und versuchen, auch wenn es nur für zehn Minuten ist, gemeinsam nach draußen zu gehen. Wir sprechen auch über eine erneute Schwangerschaft, wobei ich erst einmal Zeit brauche, um das Erlebte zu verarbeiten.

Als Andenken habe ich ein Alpaka für mein Sternenkind gemalt. An dem Tag, als wir ins Krankenhaus fuhren, kam meine Bestellung an. Ich hatte ein Alpaka und Wolkenkissen bestellt, aber das Paket konnte ich nicht öffnen. Ich hatte auch noch ein paar andere Kleinigkeiten und ein Tagebuch gekauft. Das Erste, was ich zu Hause gemacht habe, war, alles in eine große Tüte zu packen. Mein Partner hat die Tüte in sein Büro gestellt, wo er wegen des Homeoffice die meiste Zeit verbringt.

Das gemalte Andenken von mir setze ich euch rein♥️

Fragen wie: Warum musste das passieren? Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich nicht gut genug auf mich geachtet? Habe ich zu viel Süßes gegessen? Diese Fragen quälen mich. Früher habe ich Fehlgeburten nie wirklich wahrgenommen. Als meine Cousine letztes Jahr in der 10. Woche eine Fehlgeburt hatte, dachte ich, es sei einfach etwas, das passieren kann. Doch jetzt verstehe ich, wie schmerzhaft es wirklich ist, und ich habe mich bei ihr entschuldigt, weil ich nicht wusste, wie tief der Schmerz geht. Eine Mutter wird schon zur Mutter, sobald das Kind in ihr wächst – ganz egal, wie klein es ist.

Ich habe mir das Buch "Hilfe bei Fehlgeburt" von Dr. med. Caroline Lehmann als E-Book gekauft. Das Lesen und Verstehen dieses Buches hilft mir dabei, meinen Trauerprozess ein Stück weit zu bewältigen. Im Krankenhaus wurde mir dreimal Tavor zur Beruhigung angeboten, aber ich habe es abgelehnt, weil ich nicht wollte, dass meine Gefühle abgestumpft werden.
Habt ihr Erfahrungen, wie ich mich auf eine nächste Schwangerschaft vorbereiten kann? Sollte ich bestimmte Präparate, wie Folsäure, weiterhin einnehmen? Bisher musste ich in meinem Leben nur Magnesium nehmen, da ich viel Sport gemacht habe und einen Mineralstoffmangel hatte. Schmerzmittel oder andere Medikamente habe ich nur sehr selten genommen, daher kenne ich mich da absolut nicht aus. Ich werde auch am Freitag mit meinem Arzt darüber sprechen.

Liebe Arzu,
es tut mir so leid für euch. Ich habe mich in einigen Punkten in deinem Text wiedererkannt. Ich kenne das Gefühl der inneren Leere, im Bauch und im Herz. Das ungewohnte Gefühl der Hilflosigkeit, wo ich doch bisher immer für alle Probleme einen Lösungsweg finden konnte. Die große Frage nach dem "Warum?", die wir uns wohl alle hier gestellt haben. Wie meine Ärztin sagte: Du hast nichts falsch gemacht! Und du hättest es nicht verhindern können. Eine gesunde Schwangerschaft lässt sich nicht so einfach aus dem Takt bringen. Etwas bei deinem Baby hat leider nicht gestimmt, der Körper hat das gemerkt und dementsprechend gehandelt. Mir hilft immer noch das Weiterschreiben meines Schwangerschaftstagebuchs. Neulich habe ich in einem Podcast gehört: Jede Schwangerschaft ist wie ein Fotoalbum. Die Erinnerungen und die Trauer um das verlorene Kind haben in diesem Album ihren Platz, man holt sie ab und an hervor und blättert darin. Wenn man dann erneut schwanger wird, macht man ein neues Album auf. Nur dass die erste Schwangerschaft leider so geendet hat, hat keinen Zusammenhang und keinen Einfluss auf eine mögliche Folgeschwangerschaft. Das ist dann ein neues Album!
Zu deiner Frage mit der Folsäure: Ich hab die beiden Ärzte, bei denen ich war, explizit danach gefragt. Die erste sagte, ich brauche die Folsäure erstmal nicht mehr weiter nehmen und erst dann wenn ich mich für die Folgeschwangerschaft bereit fühle. Der zweite sagte, ich kann die Folsäure ruhig weiternehmen, es schadet nicht. Ich habe dann einen Zyklus lang die Folsäure abgesetzt. Rückblickend hätte ich sie gefühlt lieber durchgenommen, denn man sagt ja, dass man vor einer Schwangerschaft schon für ein paar Monate Folsäure nehmen soll, um im Körper den ausreichenden Spiegel aufzubauen. So oder so, es macht kaum einen Unterschied.
Hast du eine Hebamme? Du kannst dir auch jetzt noch eine suchen, die kann dir bei der Verarbeitung helfen. Ich hab leider keine, bereue aber jetzt dass ich mir nicht früher eine gesucht hatte. Ich wünsche euch beiden viel Kraft!

Liebe Arzu,
auch ich möchte dir mein Mitgefühl ausdrücken. Deine Geschichte geht mir unglaublich nahe, gleichzeitig wirkst du in deinen Beiträgen sehr gefasst, das ist bewundernswert.
Geh am Montag arbeiten, wenn du dich danach fühlst, aber wenn dir dafür noch die Kraft fehlt, lass dich weiter krank schreiben. Trauer ist ein Prozess, der ganz individuell ist. Auf "gute" Phasen können auch wieder schwierige Phasen folgen.
Fühl dich gedrückt!

Ich hatte ein paar Hebammen angeschrieben, was leider ohne Erfolg war.
Ich habe weiterhin Blutung die nicht sehr stark ist. Ist das normal?

Liebe Arzu,
es tut mir leid, dass auch du das erleben musstest!
Dazu noch mit diesem Hoffen und Bangen, um schließlich doch Abschied nehmen zu müssen.
Schade, dass du bisher keine Hebamme gefunden hast. Du könntest es über Ammely versuchen. Damit habe ich selbst keine Erfahrung, hab aber schon gehört, dass das geklappt hat.
Das die Blutung einige Zeit anhält, kann schon sein, auch wenn das sehr unangenehm ist. Wie lange ist die Fehlgeburt denn her?
Ich wünsche dir alles Gute!