#1

Auch meine Hoffnung stirbt gerade

in Eure Geschichte 18.04.2021 15:46
von SnowInApril • 2 Beiträge | 2 Punkte

Hallo, ich verliere gerade meinen zweiten Zwilling. Es ist die zweite Runde Cytotec, die ich nehmen muss. Ich blute und ich weine. Und jetzt schreibe ich.
Morgen muss ich wieder zur Nachuntersuchung und hoffe, dass die körperliche Tortour ersteinmal vorbei ist. Ich habe in den letzten Tagen hier viel gelesen, um mich nicht so allein zu fühlen. Denn ich fühle mich sehr einsam. Allerdings ist meine Geschichte etwas anders, denn nach dieser 2., ja eigentlich 3. FG ist die Hoffnung auf ein gemeinsames gesundes Kind wohl für immer vorbei.
Hier meine Geschichte, sie ist etwas länger, vielleicht habt ihr ja Zeit:
Ich habe zwei wundervolle gesunde Kinder mit meinem ersten Mann. Ich habe mich neu verliebt, sehr! In einen Mann ohne Kinder. Wir sind zu einer tollen Patchworkfamilie zusammengewachsen.
Vor einem Jahr wurde ich überraschend schwanger. Ich habe mir das insgeheim sehr gewünscht, aber nicht wirklich dran geglaubt. Es war ein Wunder! Dieses Wunder endete in der 12 SSW. Kein Herzschlag mehr. Unsere Welt brach zusammen.
Es wurde ein natürlicher Abgang, genau an Karfreitag letzten Jahres kam er in meiner Badewanne. Es war ein Junge, ich hatte von ihm geträumt. Er hat in diesen drei Monaten, die er in meinem Bauch war so viel Liebe und Gutes in unsere Familie gebracht! Wir haben Monate gebraucht, um den Schock zu überwinden. Und wieder halbwegs normal weiter zu machen.
Im Februar diesen Jahres haben wir das Grab wieder besucht. Da war ich wohl schon schwanger und wusste es noch nicht. Es war eine furchtbar anstrengende Zeit, sehr viel Druck und Stress und plötzlich merkte ich, dass ich überfällig bin. Die Freude war groß, ich bin gleich zu meiner neuen FÄ gegangen und sie hat mir gleich Progesteron verschrieben und Bryophyllum. Wegen Corona und meinem anstrengenden Job habe ich mich vor den Osterferien dann auch krank schreiben lassen, damit ich mich ausruhen kann, ich habe mich nicht gut gefühlt. Sehr müde, Übelkeit und ängstlich war ich auch, trotz der Freude. Ihr wisst warum. Dann bekam ich vor drei Wochen eine Blutung, ab zur FÄ.
Dann in die Notaufnahme, weil ich Blutgr. rhesus neg. bin und bei einer Blutung eine Spritze brauche. Es wurde anhand der US-Bilder vermutet, dass es eine Zwillingsschwangerschaft war, hcg- Wert auch sehr hoch. Aber es gab einen Herzschlag von dem kleinen übriggebliebenen Wunder und somit Hoffnung! Das war die 7. SSW. Ich habe ihm so viel Power gewünscht und gleichzeitig versucht meine Angst zu verdrängen.
Letzten Montag wieder eine Blutung, kein Herzschlag mehr. Überweisung ins KH. Dort, einen Tag später, war nur noch die Fruchthöhle zu sehen. Wie kann das sein? Wie können sich diese kleinen Wunder, die so viel bewirken, so viel mit uns machen, einfach auflösen und verschwinden? Wir sind untröstlich. Mein Mann ist am Boden zerstört, ich mache mir Sorgen um ihn, mehr als um mich.

Nun kommt für mich der große Unterschied zu Euren Geschichten. Ich bin einfach alt. Ich sehe nicht so aus und fühle mich auch nicht so, das ist so paradox. Ich bin ende 44 . Und alle um mich denken oder würden denken, wenn sie es wüssten: Naja, ist ja jetzt auch kein Wunder! Was wird die Alte überhaupt noch schwanger und macht sich dabei auch noch Hoffnung?
Alle, die uns sehen, nichts von meinem Alter wissen, würden sagen: Ach, dann probiert es doch einfach nochmal. Es ist niederschmetternd.
Aber ich bin ja auch nicht blöd. Ich weiß, dass die Chancen, ein gesundes Kind zu bekommen, in meinem Alter gering sind/waren. Und ich habe das Gefühl, dass mir aus diesem Grund auch keine Trauer zusteht, denn ich hätte es ja wissen müssen, eigentlich bin ich ja selber Schuld, es war doch vorauszusehen, wenn man sich mal ganz nüchtern die Statistik ansieht. Aber es tut eben nicht weniger weh! Wenn ich doch ganz natürlich schwanger wurde, es anfangs gut aussah, und dann diese zweite Chance auf ein Liebeswunder mit diesem großartigen Mann wieder zu verlieren... Es tut so scheiße weh! Und ich weiß nun gar nicht mehr, wie ich wieder hoch kommen soll, da einfach auch jegliche Hoffgung auf Wiederholung mitsterben soll oder muss.
Und ja, ich habe zwei gesunde Kinder, meine Liebe und Dankbarkeit hilft. Meinen kleinen Sternen-Jungen trage ich im Herzen. Aber was jetzt mit diesem Schmerz machen ohne Aussicht auf Hoffnung? Ich habe keine Ahnung

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#2

RE: Auch meine Hoffnung stirbt gerade

in Eure Geschichte 18.04.2021 16:01
von GoldeneHimbeere (gelöscht)
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Liebe SnowInApril
Es tut mir so weh das zu lesen und ich möchte euch mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Wir alle wissen wie du dich fühlst und, dass man nicht weiß, wie man das je verkraften soll. Es ist ein schlimmes Gefühl, aber du bist nicht schuld daran. Und du darfst trauern, egal ob du 34 oder 44 bist.
Ich kann verstehen, dass du dir große Sorgen um deinen Mann machst, für sie ist es oft nicht greifbar, aber es macht sie sehr traurig, wenn sie sehen, wie ihre Frauen leiden müssen. Versucht euch so für es geht zu stützen. Irgendwann wird es besser, ich habe auch nicht gedacht, dass das stimmt oder dass es mir jemals besser gehen würde. Aber meine 3 FG haben mich unheimlich stark gemacht. Sicher ist es ein großer Unterschied wegen deinem Alter, ich bin mir auch nicht ganz sicher, aber wie würde es mit künstlicher Befruchtung aussehen?
Ich hoffe, dass es bald besser geht.Die Hoffnung ist erst mal ganz weit weg, kommt aber mit jeder Woche ein Stück wieder. Das körperliche ist schneller geschafft als das seelische. Macht alles was euch gut tut und nehmt euch eine Auszeit um genug Raum zu haben mit der Situation umzugehen.
Fühl dich gedrückt!

zuletzt bearbeitet 18.04.2021 16:02 | nach oben springen

#3

RE: Auch meine Hoffnung stirbt gerade

in Eure Geschichte 18.04.2021 16:17
von SnowInApril • 2 Beiträge | 2 Punkte

Danke. Mehr kann ich gerade nicht mehr schreiben

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#4

RE: Auch meine Hoffnung stirbt gerade

in Eure Geschichte 18.04.2021 16:18
von Susanne • 4.789 Beiträge | 4807 Punkte

Liebe snow, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deine Verluste sowie für einen womöglich zu begrabenden Traum... Diese Kombination macht den Umgang mit diesem Schicksal nochmal umso schwieriger. Zum einen tut es unendlich weh ein Sternenkind gehen zu lassen und zum anderen lässt einen die Hoffnungslosigkeit verzweifeln, weil der Kiwu-Weg unter Umständen am Ende angekommen ist. Dabei ist es häufig nur die Hoffnung, die einen weiter machen lässt, aber was wenn es selbst die nicht mehr gibt, weil die Umstände alle gegen einen sprechen... ? Das ist extrem schwer und es tut mir wirklich sehr, sehr leid.

Für den Fall, dass Ihr es dennoch weiter probieren wollt, würde ich Euch die pimp my egg und sperm Kur ans Herz legen, um die Chancen etwas zu verbessern. https://www.fehlgeburt.info/wissenswerte...ufempfehlungen/
Und wenn es auf natürlichem Wege nicht mehr geht, der Wunsch aber sehr groß, ist die Eizell/Samenzellspende eine mögliche Option.

Fühl Dich gedrückt, und ich drücke Dir die Daumen, dass die körperlichen Strapazen bald vorbei sind.


zuletzt bearbeitet 18.04.2021 16:23 | nach oben springen

#5

RE: Auch meine Hoffnung stirbt gerade

in Eure Geschichte 20.04.2021 11:44
von Sternenmami (gelöscht)
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Liebe SnowinApril,

wie geht es Dir inzwischen? Wir sind zwei Leidgenossinen. Ich werde im Juli 43 und unser letzter Versuch war vor einem 3/4 Jahr. Diesmal war es nur ein Baby, der Versuch zuvor endete auch mit Verlust von beiden Zwillingen. Es ist ein schwerer Weg, der mal leichter und schwerer wird. Man lernt damit zu leben und der Fokus im Leben verschiebt sich mit der Zeit. Man lernt nach vorne zu schauen. Ganz vergehen wird der Schmerz nie. Wenn Du magst können wir uns gern immer mal wieder austauschen.

Fühl Dich gedrückt und alles Liebe für Euch
Sternenmami


Alles Liebe für Dich/Euch!
Mami von vier Sternenkindern

zuletzt bearbeitet 20.04.2021 11:46 | nach oben springen


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