#1

Mein Herz ist gebrochen

in Eure Geschichte 10.05.2021 15:33
von LisaH • 3 Beiträge | 3 Punkte

Hallo ihr Lieben,

erstmal vorweg...das wird sicherlich ein etwas längerer Beitrag...ich hab einfach irgendwie so viel in meinem Kopf das mal raus muss...🙈

Also mein Name ist Lisa, ich bin noch 32, bald 33... Mein Freund und ich sind seid 3 Jahren und 4 Monaten zusammen. Meine längste Beziehung und auch die erste richtig ernste und erste nicht toxische...

Etwa mit Ende 20 wusste ich in meinem Kopf und in meinem Herzen, ich möchte definitiv selbst mal Mama sein. Ich hab viel Babysitting gemacht, kümmere mich immer viel um alles und jeden und wusste es ab da einfach. Nun musste allerdings noch der richtige Mann dazu her und da ich zu der Zeit im Ausland gelebt hab und doch immer mal weitergezogen bin, war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt und Mann da.

2017 bin ich nach dem einen oder anderen "Liebes" und "Lebens" Rückschlag nach Deutschland zurückgekehrt und habe am Ende des Jahres dann meinen jetzigen Freund kennengelernt.

Im April 2019 habe ich das erste Mal das Kinderthema angesprochen und mein Freund ist in die Luft gegangen. Er war völlig überfordert und hätte sich fast getrennt, da er sich einfach nicht bereit gefühlt hat, mir aber auch nicht im Weg stehen wollte.

Da ich ja aber nicht einfach nur nen Kind wollte, sondern gerne eins mit ihm, haben wir uns dazu entschieden erstmal noch zu warten.

Im Oktober 2019 habe ich die Pille abgesetzt um meinen Körper schon mal zu entgiften und somit lag es nun mehr oder weniger in den Händen meines Freundes.

Ab Sommer 2020 wurde es immer häufiger, dass er nicht mehr zum Kondom griff und irgendwann hat er es dann ganz weggelassen. :)

Tja...und dann eine Woche vor Ostern war ich mit meinen sonst sehr pünktlichen Tagen zu spät dran. Ich bin mit einem wahnsinnigen Herzklopfen zur Drogerie und hab mir einen Schwangerschaftstest geholt. Das war dann einer der besten Tage meines Lebens, denn er war positiv!!! 😍

Am 1. April (ne knappe Woche später) hatte ich dann einen Termin bei meiner FÄ und sie hat bestätigt, dass ich schwanger bin und man konnte einen klitzekleinen Punkt erkennen. Es hatte sich also jemand eingenistet. Sie meinte aber es sei natürlich noch recht frisch und klein alles und hat mir nen Termin für zwei Wochen später gegeben um zu checken, dass sich alles gut entwickelt.

Da wir das Osterwochenende bei meiner Familie verbracht haben und ich nicht ohne vernünftigen Grund mehrere Tage ohne Alkohol zu trinken "davonkomme" (das klingt sicherlich krasser als es ist, aber allein schon zum Essen gibt es halt Wein und dazu sage ich in der Regel auch nie "nein"...), haben wir es denen dann auch freudestrahlend erzählt und es haben sich alle wahnsinnig für uns mit uns gefreut. (Meine Oma meinte, sie hätte es gesehen, in dem Moment in dm ich den Raum betreten hatte. 😅)

Es waren auf jeden Fall zwei schöne Wochen, wir haben sogar schon angefangen die Wohnung umzuräumen um das Ankleidezimmer frei zu machen und dann mit der Zeit in ein Kinderzimmer umzugestalten. :)

Am 15. April stand dann der nächste Termin bei meiner FÄ an und mein Freund wollte gern mitkommen, was für die Ärztin auch völlig ok war. Ich hätte nun ca 8. SSW sein sollen und hab mich riesig gefreut, dass mein Freund dabei ist und meinen Bewohner, selbst wenn noch ganz klein, auch endlich sehen kann...

Nur leider war da nichts (mehr) zu sehen...😭Die Ärztin suchte und suchte, aber sagte dann dass es keine Weiterentwicklung gab und das leider nicht gut ist. Ich durfte erstmal vom Stuhl kommen und mich anziehen, bin dann aber auch direkt in Tränen ausgebrochen. Angezogen saß ich dann bei der Ärztin am Tisch und fragte was nun geschehen würde... Sie meinte, dass wir erstmal ein paar Tage warten sollten um sacken zu lassen was wir gerade erfahren hatten und um zu trauern und dann ich am Dienstag wiederkommen sollte und wir dann alles weitere besprechen würden. Der Mutterpass lag noch bei ihr auf dem Tisch, aber leider gab es nun keinen Grund mehr ihn mir zu geben.😭
Von einer Sekunde auf die andere wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen und meine Welt stand kopf. Mein Herz in tausend Teile zerbrochen.
Vor der Klinik bin ich dann weinend zusammengebrochen und mein Freund hat mich nur gehalten und konnte selber nichts sagen.

Ich hatte die 3 glücklichsten Wochen meines Lebens...dies ist nun 6 1/2 Wochen her...die letzten 3 1/2 waren die schlimmsten Wochen meines Lebens...

Am Tag des Termins war nicht mehr viel mit mir anzufangen, ich bin ins Bett und habe nur noch geweint. Am Tag danach blieb ich den ganzen Tag im Bett, weinend und schlafend. Ich wollte einfach nicht wach sein, nicht denken und nicht fühlen müssen.

Ich weiß, ich war so früh dran und ich hatte weder richtig was gesehen, noch je einen Herzschlag gehört. Für diejenigen unter euch, die ein "richtiges Baby", weiter entwickelt verloren oder sogar geboren haben habe ich den größten Respekt und das größte Mitgefühl! Auch wenn mein Baby noch kein Baby war, so hätte es eins werden sollen/können und ich habe es von der 1. Sekunde an geliebt!

6 Wochen...so schnell vergeht die Zeit und doch so langsam. Mein Kopf spielt immer wieder diesen kurzen Film ab. Test, glücklich, Termin, glücklich, Familie, glücklich, Termin, unglücklich...

Und mit dem Termin war es ja noch nicht "überstanden"... Mein Freund musste die Woche drauf leider auf Dienstreise und konnte da auch nichts mehr dran ändern, also kam meine Mama am Sonntag und sollte die Woche über bleiben, damit ich nicht alleine bin.
Sie ist am Dienstag also mit zur FÄ gekommen. Diese hat nochmal untersucht und wieder kein Lebenszeichen oder Entwicklung entdeckt. Dann haben wir besprochen wie wir vorgehen wollen. Ich hatte natürlich schon das Internet durch und davon gelesen, dass Frauen sich dazu entscheiden zu warten bis der Körper bereit ist. Ich hätte mir nichts schlimmeres vorstellen können in diesem Moment. Also habe ich Cytotec bekommen und sollte starten diese zu nehmen. Erstmal drei Tage je drei Tabletten. Am 1. Tag hatte ich sogar ein paar Krämpfe und dachte es würde direkt losgehen. Dies war nicht der Fall...nach drei Tagen also noch mehr Tabletten bekommen, sodass ich sie eine Woche lang jeden Tag drei Stück genommen habe. Aber außer, dass mir schlecht und schwindelig geworden ist haben die Tabletten leider so gar nichts ins Gang gebracht.

Nach einer Woche hatte ich also wieder einen Termin bei der FÄ und habe dann die Überweisung ins KH für die AS bekommen. Ich habe geweint und hatte Angst. Ich musste noch nie operiert werden und hatte auch noch nie eine Vollnarkose bekommen. Aber ich wusste auch, dass es mental für mich besser sein würde, denn sonst könnte ich keinen "Schlussstrich" ziehen.

Vorletzte Woche Mittwoch hat mein Freund mich dann ins KH gebracht und ist erstmal wieder gefahren, da ich relativ lange warten musste, bis ich drankam. Ich bin extra nüchtern geblieben, dass im Fall der Fälle, sie mich ggf direkt operieren könnten.

Nach der Untersuchung wurden mir erst wieder Tabletten gegeben. Ich sollte es nochmal mit "alle auf einmal" probieren. Wir wollten trotzdem schon mal einen Termin machen, denn so schnell geht das ja auch oft nicht. Ich sollte also nochmal draußen warten, da die Ärztinnen sich nochmal besprechen wollten. Nach ein paar Minuten Beratung wurde ich nochmal hereingebeten und mir wurde gesagt, dass sie mich am nächsten Morgen operieren würden. Sie hätten gemerkt, dass es das ist was ich möchte und dass es mental wohl für mich am Besten wär. Naja, von wollen kann bei einer AS nicht unbedingt die Rede sein, aber ja... ich wollte nicht mehr länger Tabletten nehmen, warten und hoffen bis/dass was passiert. Also wurde ich über den Eingriff und die Narkose aufgeklärt und sollte am nächsten Morgen wiederkommen.

Das war dann vorletzte Woche Donnerstag. Ich bin morgens hin, hatte wieder relativ viel Wartezeit. Dann kam ich auf's Zimmer und wurde auch schon relativ schnell zur OP abgeholt. Ab da habe ich dann nur noch gezittert und geweint. Angst, Trauer und aber auch Erleichterung übermannten mich.
Alle Schwestern, Pfleger, Ärzte und auch eine Hebamme, die beim Eingriff dabei war, waren soo verständnisvoll, einfühlsam und wirklich einfach nur nett.
Der Narkosearzt war etwas schockiert wie nervös ich doch war und hat mich dann recht schnell schlafen gelegt. Als ich recht schwummerig aufwachte wurde gesagt, dass alles gut gegangen ist und ich bald ins Zimmer gebracht werde. Nach ner halben Stunde im Aufwachraum ging es dann also auch schon aufs Zimmer und ca 4 1/2 Stunden später wurde ich von meinem Freund abgeholt. Die Ärztin kam vorher noch und hatte berichtet, dass sie alles rausbekommen haben und es keine Komplikationen gab. Sie hat sich außerdem wirklich Zeit genommen und hatte noch ein paar "aufmunternde Worte".

Zuhause war dann Ruhe angesagt und auch wenn ich natürlich weiterhin traurig war, so fühlte ich mich definitiv erleichtert. Leer, ja...aber erleichtert, dass ich irgendwann bald wieder in die Zukunft blicken und es wieder versuchen könnte.

Es gab noch eine Nacht mit Fieber und Schüttelfrost und ein paar Tage Schmerzen und Blutungen, aber seit gestern, genau eine Woche nach der OP, fühle ich mich körperlich wieder recht gut. Ich hatte am Donnerstag auch meinen Check-Up bei der FÄ und es war alles ok.

Der Besuch bei ihr hat dennoch wieder viel aufgewühlt und war dementsprechend wieder ein schwieriger Tag. Seit einer Woche arbeite ich jetzt wieder, eh aus dem Homeoffice, daher glücklicherweise recht entspannt. Aber die Arbeit lenkt etwas ab und ich muss nicht ganz so viel drüber nachdenken.

Dennoch gibt es gute Tage, an denen funktioniere ich, es gibt auch Momente in denen ich sogar wieder richtig lachen kann, aber es gibt auch immer noch oft Momente, in denen ich einfach nur schwarz sehe.

Es ist aber natürlich auch gerade gefühlt JEDER schwanger! Und alle sooo happy... Ich könnt heulen! Das ist doch alles einfach nur unfair!!! Warum? Warum ich? Was habe ich getan um so "bestraft" zu werden? Warum klappt es bei allen anderen und bei mir nicht? (Rational weiß ich natürlich, dass es eben nicht bei allen anderen klappt, aber dennoch fühlt es sich grad so an...)

Mein Freund versuchte mich aufzumuntern/zu trösten und sagte, dass wir es wieder probieren werden und dass es bestimmt klappen wird.

Das ist ja alles gut und schön und ich möchte auch nicht aufgeben, aber ich habe so wahnsinnige Angst! Was ist wenn es nochmal passiert? Ich weiß nicht mal wie ich dieses eine Mal überstehen soll, wenn das noch mal passiert, das würde ich nicht aushalten... Wie soll ich eine weitere Schwangerschaft genießen wenn ich die ganze Zeit nur Panik habe, dass wieder etwas passiert? Wie kann ich meine Gedanken beruhigen? Wie bekomme ich diese Angst in den Griff?

Ich habe so viele Gedanken und Ängste in meinem Kopf. Ich bin absolut verzweifelt und weiß nicht wie mein Herz sich jemals davon erholen soll/kann... :(

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#2

RE: Mein Herz ist gebrochen

in Eure Geschichte 10.05.2021 16:50
von Susanne • 4.789 Beiträge | 4807 Punkte

Liebe Lisa, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl Für Deinen Verlust und die schwere Zeit, die Du gerade erlebst. Auch wenn es Dir unvorstellbar erscheint, aber es werden wieder bessere Zeiten nach dieser dunklen kommen! Und du wirst wieder lachen und unbeschwert sein. Das braucht noch Zeit und geht nicht von heute auf morgen, aber es wird peu a peu besser werden, Der Austausch hier hilft dabei.
Wenn sich dann eine neue Schwangerschaft einstellt, wird die Angst vor einem erneuten Verlust dabei sein. Da mache ich dir keine Illusionen. Die Leichtigkeit und Naivität sind mit dem Sternenkind gegangen, das ist leider so. Immer wirst Du dann Angst haben vor dem US, beim Gang auf die Toilette, beim Ziepen im Bauch, etc. Leider ein langer Begleiter ab dann... Denn wir wissen, dass ein positiver Test nicht zwingend ein lebendes Kind am Ende heisst. Das ist erst eine ganz kleine Hürde von den vielen, die dann zu nehmen sind. Aber wir stützen und stehen uns bei bei Bedarf bei. Liebe Grüße, Susanne


zuletzt bearbeitet 10.05.2021 16:52 | nach oben springen

#3

RE: Mein Herz ist gebrochen

in Eure Geschichte 11.05.2021 07:37
von Juli • 478 Beiträge | 496 Punkte

Liebe Lisa,
es tut mir sehr leid, dass ihr ebenfalls das Unglück einer Fehlgeburt erleben musstet. Es hat zwar länger gedauert bei mir alles zu lesen, weil mein Sohn lieber spielen wollte usw. aber nun bin ich durch. Ich hatte vor meinem Sohn leider auch eine FG. Ich weiß noch zu gut, wie sich alles angefühlt hat. Vielleicht auch wegen der Eileiterschwangerschaft und den nächsten zwei Fehlgeburten nach ihm... Zum Glück hat die zweite Schwangerschaft ein gute Ende gefunden. Ich war davor auch fertig mit den Nerven und sogar kurz vor einer Depression, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass ich sowas noch mal durchleben könnte. Und ja, es geht trotzdem. Irgendwie findet man wieder Mut, weil der Wunsch nach einem Kind größer ist. Es folgen Hochs und Tiefs der Gefühle an denen an ein Happy End glaubt, oder man sich eben vor Trauer am liebsten in ein stilles Eck verziehen möchte. Die Traurigkeit ist nie weg, aber zum Glück nicht immer präsent. Und selbst das 9 Tage alte Baby von meiner Schwester (drittes Kind ohne Probleme immer beim ersten Versuch und ich warte seit 2,5 Jahren auf das zweite mit 3 Fehlversuchen) konnte ich am Muttertag irgendwie halten ohne zu weinen. Man sieht natürlich überall schwangere und Mütter mit Babys, wenn man eben genau das auch will und das Alter in dem wir uns befinden ist auch eben genau das richtige, dass alle gerade Babys kriegen wollen... Aber es wird einfacher. Viele haben beim ersten Mal einfach Pech und dann halten sie recht schnell ihr Regebogenbaby in den Händen. Wenn ihr bereit seid und du dich körperlich bereit fühlst, dann wird es sicher bald wieder mit einem positiven Test und einem glücklichen Ende belohnt. Natürlich ist die Leichtigkeit der ersten Schwangerschaft weg... aber um so mehr wirst du euer Baby dann schätzen. Viele wissen gar nicht, was für ein Wunder sie da in den Händen halten. Und für jede Panikattakte findest du hier ein offenes Ohr und beruhigende Worte. Mir jedenfalls hilft es und ich bin sehr froh, dass es das Forum gibt. Lass dich nicht von Neid und Kummer zerfressen und denke lieber daran, dass dein Freund nun bereit ist für Kind und ihr euch so näher seid als je zuvor und bald habt ihr euer Baby. Der Körper hat nun geübt und das nächste Mal läuft es besser.
*fühl dich gedrückt*
Juli

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#4

RE: Mein Herz ist gebrochen

in Eure Geschichte 12.05.2021 12:32
von LisaH • 3 Beiträge | 3 Punkte

Vielen lieben Dank für eure Antworten und lieben Worte!!! Ich bin sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben, denn auch wenn ich weiß, dass sowas leider viel zu häufig passiert, fühl ich mich doch irgendwie allein damit. Dank euch nun nicht mehr ganz so sehr! 💕

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