#1

Schon wieder eine FG

in Eure Geschichte 16.05.2021 11:10
von Kat123 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Hallo ihr Lieben,
oft habe ich verschiedenen Foren gelesen und Kraft aus Worten und Geschichten geschöpft, die dort gepostet wurden. Nun habe ich das Bedürfnis, mir meine Geschichte von der Seele zu schreiben, in der Hoffnung, dass ich etwas zur Ruhe komme.

Zunächst möchte ich Euch sagen, wie sehr ich bewundere, wie hilfsbereit und mitfühlend hier alle sind und wie sehr ich vor allem Eure Kraft bewundere.

Unser Kinderwunsch bestand seit 2013, ich war Mitte 20, als ich die Pille abgesetzt habe. Nach einigen Monaten bekam ich die Diagnose PCOS und begann 2016 mit Clomifen unterstützte Zyklen in der Kinderwunschklinik. Im Mai 2018 kam es dann zur IVF, hier kam es zur Überstimulation und die Eizellen wurden eingefroren. Im Juni konnte dann eingesetzt werden und ich brachte in der 39. SSW meinen kleinen Engel gesund und munter zur Welt.

Zu dieser Zeit habe ich mir nicht einmal Gedanken über eine mögliche Fehlgeburt gemacht. Es war für mich immer klar, dass alles gut gehen wird. Selbst als meine Schwägerin mir im April 2018 mitteilte, dass sie schwanger ist, war das nur ein kurzer Stich und Schockmoment, denn die Aussicht auf die anstehende IVF und damit eine wirklich greifbare Chance auf eine Schwangerschaft hielten mich über Wasser.

Als meine Tochter 14 Monate alt war, wollten wir einen weiteren Versuch mit unseren Eisbären wagen. Es kam zum Transfer, zur Einnistung, aber ich hatte kein gutes Gefühl. 2 Tage nachdem wir das erste Mal die Fruchthöhle gesehen hatten, kam es in der 6. SSW zu einem Spontanabort. Leider waren meine Werte nicht gut und ich musste zwei Wochen später zur Ausschabung.

Wir haben es mit Fassung getragen und konnten gut damit umgehen, daher waren wir recht zuversichtlich, als der Arzt meinte, dass – wenn wir bereit dazu sind – wir gleich nochmal einsetzen lassen können. So nutzten wir also den nächsten Zyklus und ich wurde wieder schwanger. An dem Tag, als sich zeigte, dass es sich bei dieser Schwangerschaft um eine MA handelte, sagte mir meine andere Schwägerin, dass sie schwanger war. Der Geburtstermin war ein Tag vor dem Termin meines ersten Sternchens. Mir zog es den Boden unter den Füßen weg, aber ich war immer noch gefasst. Nun hatte ich zwei Sternenkinder, die ich schmerzlich vermisste, aber ich konnte immer noch gut damit umgehen.

Einige Monate später wagten wir einen weiteren Versuch. Dieses Mal gingen die Wochen vorbei, das Herz blubberte und ich erlaubte es mir, mich langsam zu freuen. In der 13. SSW, einen Tag zuvor teilten wir es unseren Liebsten mit, fing plötzlich nachts sturzartig eine Blutung an. Ich fuhr direkt ins Krankenhaus und da im Ultraschall sah man ein Hämatom hinter der Plazenta meines sich wild bewegenden Babys. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal daran, dass dies das letzte Mal sein könnte, dass ich mein Baby auf dem Ultraschall sehe.

Einige Stunden später, ich war bereits auf Station, begannen die Wehen, die Fruchtblase ist geplatzt und ich brachte mein kleines, wunderbares Mädchen auf die Welt. Eine Woche später kam meine Nichte zur Welt. Ich hatte Angst, dass ich damit nicht umgehen kann und meine Nichte immer in Vergleich zu meinen Sternen setzen werde, aber das kann ich tatsächlich gut differenzieren. Wohl auch nur, weil mein kleiner Engel, der mittlerweile über 2 ist, mich gut beschäftigt und sehr liebevoll an meiner Seite ist und weil ich mir dieses Mal Unterstützung bei profamilia gesucht habe. Dennoch lässt mich das Gefühl des Versagens nicht los, denn ich konnte mein Baby nicht beschützen. Sie ist nicht gestorben, weil ihr Herz nicht mehr geschlagen hat, sie ist gestorben, weil mein Körper sie nicht länger halten konnte.

Nun sind nicht ganz 6 Monate vergangen und nach einer Abortdiagnostik, seit der wir wissen, dass es wohl einfach nur Pech war, haben wir einen weiteren Versuch gewagt. Zunächst kam es zu einer biochemischen Schwangerschaft. Wir setzten erneut ein und unglaublich, aber ich wurde wieder schwanger. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist und bin sehr dankbar. Die Werte waren gut, es wurde bei 4+6 eine Fruchthöhle gesehen. Dieses Mal haben wir alles ausgeschöpft: Von Medikamenten bis hin zur Akupunktur.

Ich hatte nun allerdings panische Angst. Wird man einen Herzschlag sehen? Wird es bleiben? Kann ich es dieses Mal beschützen?

Zudem fühlte ich mich zusätzlich unter Druck gesetzt, da mir meine andere Schwägerin mitgeteilt hat, dass sie auch wieder schwanger ist. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal durchstehen kann zu sehen, wie der andere Bauch wächst und meiner nicht. Und ich fühle mich einfach schlecht bei dem Gedanken. Denn nur, weil es bei mir nicht klappt heißt es ja nicht, dass ich es den anderen nicht gönne.

Ich weiß nicht, ob das alles nachvollziehbar ist, aber es tut gut, es mir von der Seele zu schreiben.

Gestern kam nun der Tag vor dem ich so sehr Angst hatte doch. Am Nachmittag wurde meine geliebte Katze angefahren – ist vielleicht nicht für jeden nachvollziehbar, aber in den Jahren des unerfüllten Kinderwunsches wurden meine Tiere meine Ersatzkinder – und wir mussten mit ihr zum Arzt, um sie dort einzuschläfern. Es war für mich alles so aufwühlend. Es wäre vermutlich irgendwann sowieso passiert, aber am Abend fingen dann – ich vermute wegen der ganzen emotionalen Achterbahnfahrt am Nachmittag - die Blutungen an und ich verlor heute Nacht ein weiteres Wunder in der 6. SSW. Ob ich eine Ausschabung brauche, wird sich noch zeigen. Meine Gedanken kreisen, ich will weder das eine noch das andere wahr haben, ich vermisse sie alle sehr.

Ich gehe mittlerweile eh als Selbstschutz relativ nüchtern an den Kinderwunsch ran und stelle mich schon immer auf die Möglichkeit einer Fehlgeburt ein, aber kalt lassen mich diese Erfahrungen natürlich nicht. Jetzt stellen sich mir jedoch die Fragen: Was mache ich falsch? Was kann ich noch tun? Welche Diagnostik kann ich noch machen? Sollen wir weitermachen oder es einfach akzeptieren?

Es wird vielen zu früh erscheinen gleich wieder an einen nächsten Versuch, natürlich nicht sofort, sondern in einigen Wochen oder auch Monaten, zu denken, aber wir haben so lange gebraucht, bis wir unser erstes Kind im Arm halten durften, ich möchte nicht wieder Zeit verschwenden und es tut nicht so weh an einen weiteren Versuch zu denken als an den Verlust, den ich wieder hinnehmen muss.. Wir wollten immer vier Kinder – ein Wunschtraum, an dem ich eh schon nicht mehr festhalte - und ich bin jetzt 32, also ist es eigentlich noch zu früh, um mit dem Kinderwunsch abzuschließen. Aber ich weiß nicht, wie viel ich noch aushalten kann. Wann ist es genug? Wann sollte man es akzeptieren?

Die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Fehlgeburt wird ja auch nicht geringer… Vielleicht kann mir ja jemand Mut machen, bei dem es auch nach mehreren Fehlgeburten noch geklappt hat.

Ich habe bereits ein gesundes Kind und bin unendlich dankbar dafür. Aber ich weiß, dass ich in ein paar Wochen wieder dasitzen werde und mich fragen werde, warum ich es nicht wieder versuche, denn ich fühle mich noch nicht komplett.

Ich hoffe, ich bin nicht anmaßend, da ich hier so in Selbstmitleid versinke und doch bereits ein gesundes, wunderbares Kind habe.

Ich danke Euch fürs „zuhören“ und wünsche Euch weiterhin viel Kraft. Vielen Dank, dass es diese Community hier gibt.

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#2

RE: Schon wieder eine FG

in Eure Geschichte 16.05.2021 12:31
von Missi • 8 Beiträge | 8 Punkte

Liebe Kat123

Deine Geschichte hat mich sehr berührt und sie ist wirklich traurig
Ich hab auch einen gesunden Sohn und leider schon die 4. Fehlgeburt hinter mir :-( die letzte vor 2 Wochen. Gestern habe ich von einer Freundin ein Bild von ihrer neugeborenen Tochter bekommen, das war nochmal ein Schlag ins Gesicht und hat mich wieder runter gezogen
Aber ich gebe trotzdem nicht auf und ich bin schon ein paar Jährchen älter wie Du.
Auch ich habe mein Kätzchen letzten November einschläfern lassen müssen, sie war 10 Jahre meine treue Begleiterin.
Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen wie es dir geht.
Vielleicht hilft Dir ja noch zusätzlich der Gang zu einem Heilpraktiker, wenn Du mit Homöopathie was anfangen kannst.
Man möchte schließlich nichts unversucht lassen um ein weiteres kleines Wunder in den Armen zu halten.
Ich hoffe, dass Du im Umfeld jemanden hast an den/die Du Dich anlehnen kannst um mit allem besser klar zu kommen.
Ich wünsche Dir auch, dass Du von einer Ausschabung verschont bleibst

Fühl Dich gedrückt und bleib stark (auch wenn das nicht immer einfach ist)
Liebe Grüße Missi

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#3

RE: Schon wieder eine FG

in Eure Geschichte 16.05.2021 12:50
von Susanne • 4.789 Beiträge | 4807 Punkte

Liebe Kat, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deine vielen, vielen Schwangerschaftsverluste, den steinigen Kiwu-Weg sowie auch den Verlust Deiner Katze. Das ist echt ein sehr großes Päckchen, was du da zu schleppen hast. So viel Leid und Schmerzen, das muss man erstmal aushalten.
Wenn ich nun richtig gezählt habe, hattest Du 4 Aborte hintereinander, richtig? Damit sollten auf jeden Fall weiterführende Untersuchungen gemacht werden. Was wurde schon gemacht?
Schau mal hier https://www.fehlgeburt.info/wissenswerte...e-und-therapie/ oder auch hier Diagnose "Habituelle Aborte"

Und es ist alles gut, Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen, denn du bist weder undankbar, noch missgünstig oder versinkst Du ungerechtfertigterweise in Selbstmitleid- du hast schlicht viel zu ertragen und Deine Gefühle sind legitim.

Fühl dich fest gedrückt, Susanne


zuletzt bearbeitet 16.05.2021 12:53 | nach oben springen

#4

RE: Schon wieder eine FG

in Eure Geschichte 17.05.2021 12:06
von Kat123 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Liebe Missi,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Es tut mir sehr Leid, dass Du das erleben musstest. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit. Ich verstehe Dich so gut. Wenn man schon am Boden ist, fühlt es sich so an, als würde noch jemand nachtreten. Vor allem finde ich es auch immer sehr belastend, wenn die Schangeren um einen herum erzählen, dass ihre Schwangerschaft ein Unfall war oder dass sie mal aufgehört haben zu verhüten und es auf Anhieb sofort geklappt hat.
Auch das mit Deiner Katze tut mir sehr Leid. Sie werden so schnell zu wichtigen Familienmitgliedern und fehlen einfach.

Danke für Deinen Tipp. Ich war bisher zur begelitenden Akupunktur, werde meine Heilpraktikerin bei meinem nächsten Termin auf jeden Fall nach weiteren Möglichkeiten fragen.

Ich bin noch lange nicht bereit, aufzugeben. Ich habe zwei Freundinnen mit jeweils einer Fehlgeburt, aber mit ihnen kann ich nicht sprechen. Sie verstehen nicht, dass ich meinen Kinderwunsch so stark verfolge. Auch viele andere reden mir momentan ins Gewissen, dass ich meinem Körper eine längere Pause gönnen muss oder meinen Kinderwunsch doch langsam mal aufgeben soll. Das verunsichert mich oft, da ich Angst habe, dass ich einfach nicht mehr rational an die ganze Sache herangehen kann.

Aber ich habe meinen Mann und eine Freundin, die das Kinderwunschprozedere aus eigener Erfahrung kennt und sie geben mir Halt.

Heute fühle ich mich einfach nur unendlich hilflos und wütend. Ich hasse diese Phase.

Ich danke Dir sehr und drücke auch Dich. Es gibt mir so viel Kraft, dass ich hier auf Verständnis und Unterstützung stoße.

Ich wünsche Dir, dass ganz bald alles gut geht und Du Anfang nächsten Jahres ein weiteres Wunder in Deinen Arbem halten darfst.

Liebe Grüße
Kat

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#5

RE: Schon wieder eine FG

in Eure Geschichte 17.05.2021 12:16
von Kat123 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Liebe Susanne,

auch Dir danke ich sehr. Vor allem, dass Du diesen Raum des Austausches geschaffen hast. Lange habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, mich jemanden, der es versteht, anzuvertrauen. Und hier sind so viele starke Frauen, die so tolle Worte finden.

Genau, 4 Stück (6./9./13./6.) und eine biochemische Schwangerschaft. Bisher wurde eine Gerinnungsstörung ausgeschlossen und eine Chromosomenanalyse (o.B.) durchgeführt. Im Krankenhaus meinten sie nun, dass ich eine Gebärmutterspiegelung durchführen lassen sollte. Das muss ich nun in der Kinderwunschklinik besprechen. Dort hieß es bisher immer, dass alles überprüft wurde, was im Moment Sinn macht und man einfach nur wiederholen kann und darauf hoffen muss, dass es irgendwann klappt.
Ich danke Dir für die Links, ich werde bei meiner Untersuchung explizit nach den Untersuchungen fragen, die noch nicht gemacht wurden.

Ich drück Dich zurück, Kat

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