#1

7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 13:52
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Ich kann den Schmerz in mir kaum in Worte fassen. Ich bin am Ende meiner Kräfte, weil ich unser Kind verloren habe.

7 Jahre versuchen mein Mann und ich ein Kind zu bekommen. Ein gesundes Kind, mehr wünschen wir uns nicht! Ein Kind, das wir mit unserer ganzen Liebe aufziehen können.

Jahrelang tat sich absolut nichts, bis wir uns 2018 in einer KiWu Klinik vorstellten. Der Arzt dort hat uns leider nur Geld aus der Tasche gezogen, falsche Hoffnungen gemacht und keine Diagnosen gestellt.

Im September 2020 stellten wir uns in der KiWu Klinik unseres Uniklinikums vor. Ich bekam die Diagnose PCO Syndrom und Schilddrüsenunterfunktion.

Ich stellte sofort mein Leben um! Ich habe L-Thyroxin bekommen und angefangen mich ketogen zu ernähren. In nur 3 Monaten habe ich über 15 kg abgenommen! Ich wollte weiter machen, ich wollte gesund sein und Idealgewicht haben, bevor unsere KiWu Behandlung weiter geht.

Dezember 2020: Mitte Dezember spürte ich, dass etwas anders ist. Meine Periode, die die Monate zuvor immer zuverlässig erschien, kam einfach nicht. Ich war hundemüde und meine Brüste spannten. Ich dachte nur an PMS, wie auch all die Jahre zuvor. Dann machte ich am 17.12. doch einen Schwangerschaftstest - schwach positiv. Ab dem 19.12. wurden die Tests immer positiver: ICH WAR SCHWANGER! ENDLICH! EIN WEIHNACHTSWUNDER!

Am 28.12. erfolgte der erste Ultraschall. Eine Fruchthöhle in der Gebärmutter! Es war meine allererste Schwangerschaft! Wir konnten unser Glück kaum fassen! Wir lagen uns weinend in den Armen, dankbar für das Glück dass uns ereilte.

Am 12.1.21 kam ich erneut zum Ultraschall. Ich war in der 7. SSW und sah das kleine Herz meines Kindes auf dem Ultraschall schlagen! SSL 4mm! Ich war so glücklich, denn meine größte Angst war es mein Kind zu verlieren. Meine allergrößte Angst war eine Missed Abortion...

31.1.21: Gegen 17 Uhr habe ich plötzlich eine hellrosa Blutung bekommen. Schon die Tage zuvor hatte ich das Gefühl meine Periode zu bekommen, habe mir aber nichts dabei gedacht. Mein Mann hat mich sofort in die Notaufnahme gefahren. Nach 5 Stunden bekam ich die Diagnose, die meine größte Angst Realität werden ließ: Missed Abortion.

Unser Kind war tot. Am 1.2. bestätige meine Frauenärztin es erneut. Es muss wenige Tage nach meinem letzten Ultraschall gestorben sein. Meine Blutung wurde immer stärker, daher haben ich mich für eine natürlichen Abgang entschieden.

Und der Abgang kam noch am selben Abend. Kurz nach 18 Uhr schoss es nur so aus mir heraus. Ich wollte mein Kind nicht einfach in der Toilette entsorgen. Laut weinend saß ich mit blutigen Handschuhen auf der Toilette, während Mutter Natur ihre Arbeit verrichtete. Mein Mann konnte den Anblick kaum ertragen.

Dann plötzlich hatte ich mein kleines Sternenkind in der Hand. Es war in einer kleinen Fruchtblase, daneben Plazenta und Dottersack. Vorsichtig nahmen mein Mann und ich es heraus und legten es behutsam auf ein Bett aus Seidenpapier.

6 Stunden dauerte die schmerzhafte Prozedur, ehe mein Körper alles Gewebe aus meiner Gebärmutter abgestoßen hat. Seitdem dem blute nur noch leicht.

Ich habe in den letzten zwei Tagen kaum ein Auge zu getan. Trotz starkem Schmerzmittel (Tramadol) im Blut komme ich einfach nicht zur Ruhe.

Ich nehme immer wieder das Holzkästchen mit meinem Sternenkind in die Hand und drücke es an mich. Ich weine, ich verzweifel. Mein Mann ist auf Arbeit, ich schleppe mich durchs Haus und putze, weil ich nicht liegen kann. Ich bin körperlich und geistig erschöpft, aber mein gebrochenes Herz lässt mich keine Ruhe finden. Ich weine. Meine Augen schmerzen, weil seit zwei Tagen nur noch Tränen fließen.

Unser Kind, unser ganzes Glück... es ist gegangen. Es war kaum größer als ein Stecknadelkopf und dennoch empfinde ich tiefe und innige Liebe für unser Sternenkind.

Ruhe sanft, mein kleiner Stern. Wo auch immer du bist, meine Liebe begleitet dich. Deine Mama

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#2

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 14:16
von Susanne • 4.787 Beiträge | 4805 Punkte

Liebe Fjara, herzlich willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust sowie für den sehr langen Kiwu-weg, den ihr gehen müsst. Jedoch finde ich es unfassbar und mir ist der Mund offen stehen geblieben, dass ist bis zu der doch nicht aussergewöhnlichen Diagnose PCO und schilddrüsenunterfunktion fast sieben Jahre gedauert hat! Was waren das für Ärzte... aber scheinbar bist du ja nun in gute Hände gekommen und das Problem wurde erkannt, sodass du ja schwanger geworden bist und auch noch einmal werden kannst.

Fühl dich gedrückt!

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#3

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 14:34
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Ja, es wurde einfach immer alles auf mein Übergewicht geschoben und nicht weiter untersucht.

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#4

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 14:54
von LizC • 122 Beiträge | 125 Punkte

Liebe Fjara,
deine Geschichte berührt mich sehr. Es gibt wenig, was jetzt Trost spenden kann, das weiß ich nur zu gut. Es ist schade, dass es so viele Ärzte gibt, die nur auf äußere Faktoren achten. „Die hat ja Übergewicht, da muss das ja so sein“ zu sagen geht ja auch schneller als tief gehende Ursachenforschung.
Schlaflosigkeit kenne ich nur zu gut. Ich bin eine „Mitternachts-Schreiberin“ in diesem Forum, weil ich seit dem Tod meines Kleinen nicht richtig schlafen kann. Das hilft ungemein. Wenn dir also danach ist, schreibe dir hier alles von der Seele, egal wann.
Ganz wichtig ist: nimm dir die Zeit zu trauern. Lass dir von niemandem sagen: „Jetzt muss es aber gut sein“. Das kommt meistens von Menschen, die sowas noch nicht mitgemacht haben. Die Tränen müssen raus.

Ich schicke dir eine Portion Kraft und eine ganz dicke Umarmung,

Liz

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#5

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 15:01
von eligr710 • 1.802 Beiträge | 1806 Punkte

Liebe Fjara,

es tut mir so unendlich leid, dass du so einen harten Weg gehen musst und dann diesen Verlust ertragen musst. Es ist auch wirklich eine Katastrophe, dass es so ewig gedauert hat bis du eine Diagnose bekommen hast. Es ist nicht einfach einen guten Arzt zu finden. Ich verstehe auch, dass es unendlich schmerzhaft ist ein Kind nach so einer langen Zeit zu verlieren...mein tiefstes Mitgefühl!

Ich hoffe, dass du nicht aufgeben wirst. Trotz diesen Umständen sollst du sehr stolz auf dich sein, dass du so abgenommen hast und dein Lebensstil umgestellt hast und bist dadurch schwanger geworden. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich und es braucht sehr viel Kraft und Disziplin. Ich denke, es ist ein sehr positiver Signal! 💪🏼💪🏼💪🏼

Bei mir steht auch PCO im Raum und ich habe zwei Sternchen...Mein KiWu Arzt meinte, dass manche Frauen einfach etwas öfter würfeln müssen bis ein gesundes baby entsteht und ich versuche einfach daran zu glauben, dass es bald klappt.

Lass dir Zeit zu heilen und gebe nicht die Hoffnung auf! Ich drücke dich!

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#6

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 16:09
von Bine • 958 Beiträge | 966 Punkte

Mir tut deine Geschichte unendlich leid und ich kann so gut mit dir fühlen. Mir fehlen leider immer die guten trostvollen Worte, da ich eher mitleide und nicht nur mitfühle.

Wenn du irgendwann in deiner Verarbeitung weiter bist, schreibe mir gerne mal. Ich habe zum Pcos und SD Unterfunktion noch weitere Erkrankungen und bin nun mit einem Regenbogenkind schwanger. Es lohnt sich zu kämpfen, wenn man weiß wie und was es für Aussichten gibt.
Fühl dich gedrückt und nehme dir so viel Zeit wie du brauchst.

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#7

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 16:16
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Ich danke euch allen für die lieben Worte ❤ Ich würde gerne mehr schreiben aber ich bin sehr erschöpft. 2 Tage wach mit FG und kein Schlaf in Sicht.

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#8

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 18:45
von Bine • 958 Beiträge | 966 Punkte

Gehe zum Hausarzt und lasse dir was zum Schlafen verschreiben. Es ist wichtig, dass du es verarbeitest und das macht man zusätzlich am besten im Schlaf. Das darf man in Anspruch nehmen und ist zu keinem Zeitpunkt verwerflich!

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#9

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 02.02.2021 22:33
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Danke, ich werde mal drüber nachdenken. Im Moment versuche ich es mit Bachblüten, die haben mir in der Schwangerschaft auch gut geholfen. Da ich ja im Moment Tramadol gegen die Schmerzen nehme pass ich lieber auf das ich mich nicht zu sehr volldröhne.

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#10

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 03.02.2021 04:18
von Umut • 2.740 Beiträge | 2742 Punkte

Das tut mir leid mir deinem Verlust. Mit Schilddrüse und den Problem wegen Untersuchung kenn ich. Bei mir meinte die Osteopathin das was sei. Beim Hausarzt werde ich seid drei Jahren abgeschmettert. Ich solle erst Beweis liefern dann würde geschaut. Es könnte sonst ja jeder kommen. Auch das Kommentar alle fetten Frauen würden es auf die Schilddrüse schieben kam... glaube da muß man echt Glück haben das das jmd interessiert. Bzw derjenige es ernst nimmt.

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#11

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 04.02.2021 02:02
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Ich brauche eure Hilfe...
Ich konnte während des natürlichem Abgangs den winzigen Embryo (5mm) auffangen, habe ihn dann auf Seidenpapier gebettet und damit umschlossen. Von meinem Kind ist nicht mehr als ein kleiner Fleck auf dem Papier geblieben, der Embryo kaum mehr zu erkennen. Das kleine Seidenpapier (ungefähr so groß wie eine 50 Cent Münze) liegt zur Zeit in einer kleinen Holzschachtel, weil ich grade einfach noch zu schwach bin los zu gehen und es zu begraben. (Siehe Bild oben)

Ehrlich gesagt weiß ich nicht was ich nun tun soll. Ich bin einfach so erschöpft von der noch immer anhaltenden Blutung, dem Schlafmangel und den heftigen Schmerzmitteln. Ich weiß einfach nicht wo mir der Kopf steht. Am liebsten würde ich es für immer bei mir lassen damit ich ihm nah bin, aber ethisch fühle ich mich dazu verpflichtet es zu begraben. Dafür würden 3 Orte in Frage kommen:

1) Familiengrab auf einem Kirchengelände, wo mein Bruder und meine Großeltern ruhen
2) Im Ruheforst beim Grab meiner Mutter
3) In unserem Garten

Ich möchte es nicht gehen lassen, aber ich muss... ich weiß nur nicht was das Richtige ist.


Es gibt keinen Fuß, der zu klein ist, um auf dieser Welt keinen Abdruck zu hinterlassen.

zuletzt bearbeitet 04.02.2021 02:03 | nach oben springen

#12

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 04.02.2021 03:28
von Umut • 2.740 Beiträge | 2742 Punkte

Das Gefühl wo kommt noch. Ich hatte das Baby bestimmt eine Woche mit im Schlafzimmer bevor ich es beerdigen konnte. Erst dachte ich ans Familiengrab im Friedhof. Weil Oma immer Uroma werden wollte. Es nicht allein ist. Aber es fühlte sich zu weit weg an. Jetzt ist es um Garten unter dem Holunder. Haus ist schon lange der Familie, wird es auch bleiben. Daher war es für mich dort richtig.kannbjedeezeit hin. Und es kann dort auf ewig ruhen. Bei einem gemieteten Garten hätte ich anders entschieden.

Aber das Gefühl wird kommen. Wann es OK ist es auch körperlich gehen zu lassen. Und dann weiß man auch wo.

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#13

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 04.02.2021 06:25
von Susanne • 4.787 Beiträge | 4805 Punkte

Die Zeit drängt nicht, komm erstmal wieder zur Kräften und lass den Kopf klarer werden. Ich denke wie Umut, Du wirst es noch wissen und fühlen. Ich habe unsere Sternchen alle im Garten beerdigt, ich wollte sie um uns haben.

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#14

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 05.02.2021 00:27
von Marina • 102 Beiträge | 105 Punkte

Liebe Fjara,

Dein Verlust tut mir sehr leid. Nach einer so langen Wartezeit schmerzt es bestimmt noch schlimmer, wenn die endlich aufkeimende Hoffnung und das beginnende Glück so plötzlich wieder beendet werden. Fühl dich ganz fest umarmt!!
Mir ist es auch schwer gefallen, meinen kleinen Stern gehen zu lassen. Es war die Silvesternacht und wir haben mit der Familie oben zusammen gegessen und ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass der Stern ganz alleine in der Wohnung war. Auch der Gedanke, dass wir ihn nun alleine in die kalte Erde legen, war zuerst sehr schlimm. Aber mittlerweile finde ich die Vorstellung schön, dass der kleine Stern einer schönen Pflanze die Kraft zum wachsen gibt und ich ihn so in anderer "Energieform" sogar sehen kann. Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft

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#15

RE: 7 Jahre KiWu, Unser einziges Kind stirbt

in Eure Geschichte 05.02.2021 00:57
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Zitat von Marina im Beitrag #14
Aber mittlerweile finde ich die Vorstellung schön, dass der kleine Stern einer schönen Pflanze die Kraft zum wachsen gibt und ich ihn so in anderer "Energieform" sogar sehen kann.


Deswegen finde ich auch den Ruheforst so schön, in dem meine Mutter bestattet wurde. Die Urne mit der Asche wird vom Baum nach und nach aufgenommen. Wenn ich den Baum dann berühre, fühle ich mich ihr nah.

Ich danke euch allen wir eure lieben Worte! Es tut wirklich gut zu wissen, dass man mit solchen Gedanken nicht alleine ist.


Es gibt keinen Fuß, der zu klein ist, um auf dieser Welt keinen Abdruck zu hinterlassen.
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